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Thema: Funkkommunikation EM2024 für Sanitätsdienst?

  1. #1
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    Funkkommunikation EM2024 für Sanitätsdienst?

    Hallo!

    Nein, ich will hier keine sicherheitsrelevanten VS-Infos erfragen.

    Ich wundere mich nur etwas und würde gerne verstehen was aktuell für merkwürdige Sachen laufen.

    Bislang, also die letzten Jahrzehnte war es bei Großveranstaltungen üblich, das für den Sanitätsdienst (vom Veranstalter gebuchte HiORG) die vorhandenen FuG11 genutzt wurden und nicht selten ein ELW der HiOrg ein 2m Relais bildete.
    Heute würde ich selbiges erwarten, entweder analog auf 2m, der eben via TETRA TMO oder lokal DMO.

    Statt dessen funkt hier in Dortmund die HiORG rund um EM-Spiele und Public Viewing über ein 70cm DMR Bündelfunknetz (von Hytera) via Kurzzeitzuweisung ?!?!?

    OK, das DMR-Bündelfunknetze anfangs im Motorsport, später bei Musikfestivals und ähnlichen Großveranstaltungen aufkam ist mir nicht entgangen :-)
    Aber für den Sanitätsdienst?
    Und nein, scheinbar geht es nicht um gemietete Handfunkgeräte, sondern offensichtlich um eine größere Menge Festeinbauten in Fahrzeuge?

    Wie muss ich mir das vorstellen?
    KTW/RTW haben ja heute üblicher weise MRT eingebaut und HRT's am Board.
    Warum werden diese Geräte dann nicht auch für Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen benutzt?
    Und ein 70cm Mobilgerät in solche Fahrzeuge zu verbauen ohne das es zu gegenseitiger Beeinflussung (TMO/DMO/DMR) kommt wäre eine Herausforderung die schon anspruchsvoller wäre.

    Also wer hat sich dabei genau was gedacht? Oder sind das Vorgaben vom Veranstalter?

    Jürgen

  2. #2
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    Hallo!

    Es wird noch kurioser...
    Dieses DMR-Funknetz hier in Dortmund wird von verschiedensten Nutzern verwendet.
    Neben dem Sanitätsdienst auch sonstiges Sicherheits- und Servicepersonal rund um EM und Public Viewing.

    Des weiteren scheint diese Anlage mächtig verzapft zu sein.
    Abseits der Frequenzverteilung der Relaisfrequenzen die schon bedenkenswert sind, scheinen sich die Relais selber und untereinander zu desensibilisieren.
    Heißt: Sie können zwar die ersten Frames vn schwachen, entfertnen Handfunken erkennen.
    Die nachfolgenden Frames mit Sprachdaten aber empfängt keine dieser drei Relais, weil deren eigenes Idle-Signal den eigenen Empfänger zustopft.

    Ich Ahne: Fehlerhaft abgeglichene Duplexweiche, falsche Duplexweiche (5MHz Gegensprechabstand) oder möglicher weise auch ganz ohne Duplexweiche mit zwei getrennten Antennen.

    Wer bitte verzapft sowas, und warum müssen sich die HiOrg's in diese kruden Funklösungen (übrigens: unverschlüsselt!) unterordnen?
    Egal ob DMR, 2m BOS oder DMO-Repeater - alles bekäme man auch funktionierend und makellos hin, wenn man weis wie man sowas macht.

    Gab es nicht mal in BOS-Kreisen die Selbstverständlichkeit das Funknetze vor einer Veranstaltung getestet (Funkabdeckung) und abgenommen werden musste? Warum hier nicht?

    Jürgen

  3. #3
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    Hallo Jürgen,

    ich lese aus Deiner Nachricht eine gewisse Entrüstung heraus.

    Ich kann dir technisch nicht das Wasser reichen, kann Dir aber aus meiner Tätigkeit bei einer HiOrg mal schildern, wie man dort über Funk denkt:

    Man hat die letzten Jahre den Analogfunk verteufelt und sich Tetra herbei gesehnt. 4m/2m funktioniere nicht richtig, alles sei kaputt, alles sei schlecht. Was dabei kaum jemand beachtet ist, dass viele dieser Probleme hausgemacht sind. Wenn man 20 Jahre lang davon spricht, dass *JETZT BALD GANZ SICHER* umgestellt wird und man deshalb die Wartung und Pflege der Endgeräte und Gleichwellennetze vernachlässigt ist doch klar, dass es nicht mehr richtig funktioniert. Das können auch einige engagierte Tüftler und Techniker, die teils massig gebrauchte Anlagen sammeln, um Ersatzteile zu haben nicht mehr kompensieren.

    Jetzt ist Tetra da und auch das hat in meinen Augen eklatante Mängel: Die Sprachqualität ist unterirdisch. Konnte ich früher 4m/2m locker auf halber Lautstärke nebenher laufen lassen und trotzdem immer hören, wenn ich gerufen werde, geht genau das nun nicht mehr. Ich muss den Digitalfunk ziemlich laut stellen (Umstehende hören dann unfreiwillig mit, Argument Verschlüsselung zumindest im direkten Umfeld dadurch wirkungslos...) um die Stimmen zu verstehen. Auch fallen mir die unterschiedlichen Lautstärken der Teilnehmer störender auf als früher.
    Kommt es dann doch mal zu einem Ausfall oder man hat kein Netz, soll explizit *nicht* die analoge Rückfallebene genutzt, sondern das Mobiltelefon verwendet werden.

    Diese Dinge nur mal als kleine Einblicke. Ich könnte noch weitere unsinnige oder bedenkliche Details und Entwicklungen aufzählen. Worauf ich hinaus möchte: Es wird im Themenbereich "Funk" so viel Unfug getrieben, dass mich die von Dir beschriebenen Zustände überhaupt nicht wundern.

    Ich hoffe, dass man meine negative Sicht widerlegen kann... Vielleicht gibt es für die DMR-Nutzung im Zusammenhang mit der EM ja doch eine sinnvolle Erklärung (auch wenn die technische Umsetzung Deiner Ausführung nach schwer zu wünschen übrig lässt).

    Viele Grüße
    Markus

  4. #4
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    Hallo!

    Zitat Zitat von markus27013 Beitrag anzeigen
    Man hat die letzten Jahre den Analogfunk verteufelt und sich Tetra herbei gesehnt. 4m/2m funktioniere nicht richtig, alles sei kaputt, alles sei schlecht. Was dabei kaum jemand beachtet ist, dass viele dieser Probleme hausgemacht sind. Wenn man 20 Jahre lang davon spricht, dass *JETZT BALD GANZ SICHER* umgestellt wird und man deshalb die Wartung und Pflege der Endgeräte und Gleichwellennetze vernachlässigt ist doch klar, dass es nicht mehr richtig funktioniert. Das können auch einige engagierte Tüftler und Techniker, die teils massig gebrauchte Anlagen sammeln, um Ersatzteile zu haben nicht mehr kompensieren.
    Das ist mir nicht entgangen. Diese Schlechtmachung des analogen Funkes und gleichzeitige Überlobung von TETRA ("ey, da geht sogar Live-Video drüber!") war ein Mantra um die Meinungen auf Ebenen der Anwender sowie der Entscheider zu beeinflussen.
    Aber das ist - zumindest für mich - ein abgeschlossenes Kapitel.

    Zitat Zitat von markus27013 Beitrag anzeigen
    Jetzt ist Tetra da und auch das hat in meinen Augen eklatante Mängel: Die Sprachqualität ist unterirdisch. Konnte ich früher 4m/2m locker auf halber Lautstärke nebenher laufen lassen und trotzdem immer hören, wenn ich gerufen werde, geht genau das nun nicht mehr. Ich muss den Digitalfunk ziemlich laut stellen (Umstehende hören dann unfreiwillig mit, Argument Verschlüsselung zumindest im direkten Umfeld dadurch wirkungslos...) um die Stimmen zu verstehen. Auch fallen mir die unterschiedlichen Lautstärken der Teilnehmer störender auf als früher.
    Kommt es dann doch mal zu einem Ausfall oder man hat kein Netz, soll explizit *nicht* die analoge Rückfallebene genutzt, sondern das Mobiltelefon verwendet werden.
    Das mit der Sprachqualität und den Lautstärkeschwankungen betrifft den gesamten Digitalfunk, also neben TETRA auch DMR.
    Wobei speziell bei DMR und über die verschiedenen Geräteserien hat sich dieses Problem zu 90% auskuriert - solange die Flotten Typen- und Firmwaregleich waren.
    Es schlägt heute nur noch durch wenn Anwender meinen Mischflotten aus Motorola-DMR, Kenwood-DMR und vielleicht noch Hytera-DMR mischen.
    Kernursache bei DMR ist eben die brutale Komprimierung des Codecs auf 4800Bd Übertragung.

    Das man heute noch bei TETRA solche Probleme mit Sprachqualität und Pegelschwankungen hat verwundert mich etwas.
    Denn m.W. nach ist die Übertragungsrate heutiger TETRA-Endgeräte auf recht ähnlichem Level wie GSM-Endgeräte Anfang 1990'er Jahre.
    Da kann also die mikrige Bandbreite nicht Schuld sein das man die Sprache bis heute nicht hin bekommt.

    Zitat Zitat von markus27013 Beitrag anzeigen
    Diese Dinge nur mal als kleine Einblicke. Ich könnte noch weitere unsinnige oder bedenkliche Details und Entwicklungen aufzählen. Worauf ich hinaus möchte: Es wird im Themenbereich "Funk" so viel Unfug getrieben, dass mich die von Dir beschriebenen Zustände überhaupt nicht wundern.
    Das dort viel im Argen ist, wird seit knapp 15 Jahren immer schlimmer. Da könnte ich manches erzählen, würde aber hier zu weit führen.
    Nur soviel: Verflixt viele "Mitbewerber" da draußen meinen noch das ein Relais zwei Antennen und viel Kabel braucht, damit RX und TX-Antenne weit genug auseinander positioniert werden können.

    Zitat Zitat von markus27013 Beitrag anzeigen
    Ich hoffe, dass man meine negative Sicht widerlegen kann... Vielleicht gibt es für die DMR-Nutzung im Zusammenhang mit der EM ja doch eine sinnvolle Erklärung (auch wenn die technische Umsetzung Deiner Ausführung nach schwer zu wünschen übrig lässt).
    Nun, es wundert mich das ich hier nichts höre aus anderen EM Spielstädten, wie diese Funklösungen dort aussehen.

    Hier für Dortmund mutmaße ich inzwischen das dieses Funknetz finanziert (gemietet) und bereitgestellt wurde von der UEFA.
    Für mich noch verständlich, wenn es um Helfer und Sicherheitsdienste rund um EM-Veranstaltungen geht.

    Der Tatsächliche Wahnsinn nun das...:
    Polizei via BDBOSNET,
    Komunale Behörden wie Ordnungs- und Straßenverkehrsamt in ihrem zivilen TETRA-Netz,
    und alle Helfer und Serviceleute über dieses schrottige DMR-Netz funken.
    Das ausgerechnet die gesamte Strukturen rund um Sani & Rettungsdienst dazwischen hängen führte mitunter dazu das auf DMR Sprachverbindungen die letzten Tage häufig getestet wurden, sowas wie Status aber über BDBOSNET liefen.

    Meine gewisse "Entrüstung" hat dabei mehrere Ursachen.
    Zum einen die schieren Feldstärken zusammen mit der Kanalverteilung zwischen 445,3-446,5MHz.
    Bei mir kratzen diese Relaisausgaben an den -30dBm und sind damit ziemlich genau so brutal wie Cityruf um 466MHz.
    Damit könnte ich ja noch leben. Blöder weise machen diese aber eben auch den kompletten Bereich von mindestens 444-448MHz derart dicht, das eine regionale Nutzung von Regiefunk aber auch PMR446 schlichtweg nicht mehr nutzbar ist.
    Und gerade PMR446 platzt bei solchen Veranstaltungen gewöhnlich aus allen Nähten - weil viele Leute eben PMR446 nutzen um mit Freunden sicher in Kontakt zu bleiben (z.B. Public Viewing).
    Genau das kann man hier in Dortmund vergessen, egal ob analog oder digital, mit üblichen PMR446-Geräten wird der Empfänger derart zugestopft das ein Empfang kaum noch möglich ist.

    Gestern morgen war offensichtlich ein Servicetechniker an den Relais am werkeln, wodurch für mich betätigt ist das alle drei DMR-Relais am selben Standort sind, möglicher weise sogar in einem Flightcase zusammen verbaut. Und offenbar wurde dort schon ein Problem versucht zu beheben:
    Eines der Relais ist seit dem abgeschaltet, erfreulicher weise das Relais welches nur 12,5kHz oberhalb des untersten lag (445,3750 + 445,3875MHz).
    Die zwei verbliebenen (445,375 + 446,475) wurden von der Sendeleistung runtergeschraubt (gute 9dB weniger).
    Was aber blieb:
    Kommunikationsausfälle - kurioser weise nicht bei den Versuchen der Sanitäts-Leitstelle die den ganzen Tag über Leute mit Handfunken durch die Stadt jagten zwecks Sprechprobe.
    Allerdings in der heißen Einsatzphase, also grob den 3 Stunden vor Spielbeginn gefühlt wieder 10-20% von Handfunkgeräten die das Relais nicht empfangen konnte.
    Und nein, das war keine Schuld der Handfunkgeräte oder dessen Träger.
    Wenn ich hier die Signale im Unterband (440,375 / 441,475MHz) mit prägnanten und gut 40dB Rauschabstand im Spektrum sehen kann, und das Relais kann diese nicht empfangen, stinkt das gewaltig nach Pfusch.

    Jürgen

  5. #5
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    Au weiha...
    es wird immer schlimmer - offenbar ein akuter Fall von Fachkräftemangel.

    Nach gestern Vormittag wo ein Relais (m.M. nach die Hauptursache für deren Probleme) abgeschaltet wurde, werkelt da seit 15Uhr wieder eine überforderte Person an den Relais.
    Nicht nur das dass Problemrelais 445,3875 wieder aktiviert wurde...nein, ein viertes Relais, wieder am selben Standort wurde zugeschaltet.

    Und statt mittels Messplatz die Kabeldämpfungen und die Empfängerempfindlichkeit der Relais zu checken, liefert dieser Techniker ein furchtbares Hörspiel indem er mit ner Handfunke vor den Relais sitzt, permanente Testsendungen macht und diese mit Eigengesprächen nach dem mantra-artigen Inhalt "woran liegt es nur?" würzt.

    So kann das nix werden...

    Jürgen

  6. #6
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    Ich bin etwas erschüttert...
    Blicke ich auf vergangene Jahrzehnte wo ich auf Probleme aufmerksam wurde, hatte es nicht mehr als drei Mails und ein paar Telefonate gebraucht um zu der Stelle durch zu kommen die direkt am Problem saß. Und ja, das ebenso auch in Situationen rund um angespannte Sicherheitslagen und Geheimhaltung.

    Jetzt erstmals muss ich über die BnetzA Beamte aufrütteln, komme aber nicht zu dem Team durch die hier Verantwortung für die Host City Dortmund haben.

    Deswegen war dieses Thema hier im Forum schon eher der verzweifelte Versuch über HiOrg's da ran zu kommen.
    Und wer schreit "hir, wir funken auch mit Hytera für die EM"??? Keiner?

    Was genau ist da los?
    Nur mal zur Erinnerung:
    Das ist eine Veranstaltung einer Größenordnung wo in den Host Citys so ziemlich alles an HiOrg mir rein gezwängt wurde was irgendwie was mit Rettungsdienst zu tun hat.
    Selbst wenn hier kein RD'ler aus Dortmund mitlesen würde, quer durch Deutschland alle Veranstaltugen zusammen genommen reden wir hier über einen vierstelligen Bereich an Einsatzkräften.

    Und niemand kann sagen wo die Funkgeräte her kommen und wer technischer Ansprechpartner ist?
    Was ist da los? Wie läuft das in anderen Host Citys?

    Jürgen

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